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NICARAGUA

Kaffeegeschichte und ein Interview mit BRIDAZUL

 

Die Anfänge des Kaffees in Nicaragua 

Ende des 18. Jarhunderts wurde Kaffee von katholischen Missionaren ins Land gebracht, doch erst ein halbes Jahrhundert später erlangte das Produkt ökonomische Relevanz. Mit dem Beginn des großflächigen Anbaus von Kaffee antwortete Nicaragua auf die weltweit steigende Nachfrage nach diesem immer beliebteren Getränk. Bereits 1870 hatte sich Kaffee zum Haupt-Exportprodukt entwickelt; dabei war dies erst dreißig Jahre nach Beginn der rückwirkend als 'Coffee Boom' bezeichneten Periode, die bis 1940 andauern sollte.   

Wie so oft bedeutete wachsender Export leider nicht automatisch mehr Wohlstand für die Bevölkerung - der Profit verteilte sich auf eine geringe Anzahl zunehmend reicher Landbesitzer oder wurde ins Ausland geschleust; bei den kleineren Farmer:innen kam kaum etwas an.   

  

Bridazul Collage El Arbol und San José

Zeit des Wandels: Nicaragua im zwanzigsten Jahrhundert 

Dies war ausschlaggebend für die ersten Kooperativen von Farmer:innen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet wurden und noch heute enorm wichtig sind, um die Arbeit mit Kaffee sowohl lohnender, fairer und sicherer für alle Beteiligten zu machen. Für uns als Röster:innen und Konsument:innen bedeutet es außerdem, dass der Ursprung von Kaffees rückverfolgbar wird, was gerade in Hinblick auf Mókuskas Verpflichtung zu möglichst direktem Handel enorm wichtig ist.   

Das zwanzigste Jarhundert war für Nicaragua geprägt von Umstürzen und Krisen, sowohl sozial als auch wirtschaftlich. Wir sprechen hier von einer jahrzehntelang andauernden Diktatur, gefolgt von einer kommunistischen Führung, deren Politik wiederum Ziel von Sabotagen von nordamerikanischer Seite war. Teil dieser Anti-Kommunismus waren auch Attacken auf Kaffeefarmen und –Transporte. Bei weitem sind dies nicht die einzigen Gründe, die die Kaffeeproduktion im letzten Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts erschwert und zurückgeworfen haben. Auch von Naturkatastrophen wir Hurricanes und Dürren blieb das Land, das zwischen Honduras und Costa Rica liegt, nicht verschont.  

  

Blick nach vorne 

Umso größer sind nun Freude und Hoffnung, das gerade Kaffee von besonders guter Qualität nun einen neuen Aufschwung erlebt, denn die Voraussetzungen hierfür sind ideal. Es gibt mehrere Regionen innerhalb des Landes, die sich durch klimatische und vegetative Bedingungen zu den Haupt-Anbaugebieten entwickelt haben; als eine davon ist die bergige Nueva Segovia Region im Norden des Landes zu nennen, aus welcher wir auch den Rohkaffee für unsere Röstungen San José und La Union beziehen. Auch die 'Traceability' der Rohkaffees ist mittlerweile sehr gut und oft können Rohkaffees bis zu einzelnen Produzent:innen oder Mikrofarmern zurückverfolgt werden, was in der Specialty Coffee Branche sehr wichtig ist. Hinzu kommt eine breite 'Flavour Range', die in nicaraguanischen Kaffees gefunden werden kann. In den komplexen Geschmacksprofilen können sowohl fruchtig-exotische Aromen dominieren als auch süßliche oder solche mit klarer Säure.   

 

Mókuska in Nicaragua

Im vergangenen Jahr hatte Stefan selbst die Gelegenheit, sich ein Bild vom Alltag in Nicaragua zu machen und im Rahmen eines Trainings der Kaffeemacher:innen eine Woche auf der Finca El Arbol mitzuarbeiten, die von Claudia und Tim von Bridazul geführt wird. Dies ist ein weiterer Grund dafür, dass uns diese Kaffees bei Mókuska sehr am Herzen liegen und der Aufenthalt war eine bereichernde Zeit für Stefan, die es ihm erlaubt hat, neue Kontakte zu knüpfen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.

  Bridazul Claudia Lovo Tim Willems

BRIDAZUL  

Den Rohkaffee für den Fiterkaffee San José und den Espresso La Union – das März Monatsspecial 2024 – konnten wir durch die Zusammenarbeit mit Bridazul für unsere Specialty Coffee Rösterei beziehen. Bridazul, das ist das Team von und um Tim und Claudia herum. Aber lassen wir sie sich doch einfach selbst vorstellen...  

Übrigens: Bridazul heißt so viel wie ‘Blaues Band’ und verweist auf die hier symbiotische Beziehung zwischen allen Beteiligten der Kaffeeproduktions- und –Exportkette.   

  

Was ist euer Hintergrund, Claudia und Tim, und wie kam es, dass ihr nun in der Kaffeebranche tätig seid?  

Claudia wurde in Mozonte geboren, einer Region, die von der Arbeit mit Kaffee lebt. Nach ihrem Studium begann sie dann auch schnell damit, mit Kaffe zu arbeiten: Sie hat in mehreren Drymills in der gegend gearbeitet und eigentlich kennt sie hier jeder.   

Tim kommt aus Belgien und hat als Barista, QC manager und coffee buyer gearbeitet, bevor er Claudia getroffen hat. Nachdem er nach Nicaragua gezogen war, übernahmen sie zusammen das Management der Finca El Arbor. Dabei waren ihre Anliegen besonders klimatische Überlegungen, die Inklusion der Arbeiter:innen und die Frage, wie man die Arbeit für alle Beteiligten lohnender gestalten könnte. Entscheidend war hier die stetige Untersuchung der Kaffees, um die Qualität kontinuierlich steigern zu können - nur so können bessere Preise auf dem Exportmarkt erzielt werden.   

In der nächsten Saison begannen sie, den Rohaffee selbst zu trocknen, wodurch sie wiederum sichtbarer in der Gemeinschaft wurden. Als dann auch noch Proteste und Aufstände im Land (Anm.: das war im Jahr 2018, als viele Aufstände gewaltsam niedergeschlagen wurden) zu Reglementierung von Medien und Wirtschaft führten, wandten sich viele kleinere Farmen an Claudia und Tim mit der Bitte, ihnen beim Export ihrer Kaffees zu helfen. Bridazul war geboren.   

  

Wie würdet ihr eure tägliche Arbeit mit den Farmer:innen beschreiben?  

Wir nehmen eine unterstützende Rolle ein, indem wir ihnen in der täglichen Arbeit mit Fachwissen, Hilfe und Rat zur Seite stehen. Unser eigener ehermaliger Farm Manager arbeitet nun für Bridazul und unterstützt alle 50 Produzent:innen nun ganzjährig mit seinem Wissen aus jahrelanger praktischer Erfahrung. Während der Erntezeiten führen wir gemeinsam mit den Produzent:innen die Cuppings durch, so dass sie ihre eigenen Kaffees noch besser kennenlernen können und in der Lage dazu sind, mögliche Defekte frühzeitig zu erkennen, bevor die Erntesaison vorüber ist.   

  

Bridazul sagt von sich selbst, dass sie weder reine Farmer noch Drymill oder Exporteure sind. Wie also kann eure Rolle am besten beschrieben werden?  

Eine Drymill (Anm.:Aufbereitungsanlage, Trocknungsstation) ist eine sehr funktionelle Rolle: Sie trocknen und bereiten den Kaffee auf, sodass er exportiert werden kann. Ein Exporteur ist ebenfalls sehr funktionell, den er oder sie kümmert sich darum, dass alle Papiere und Dokumente vorhanden und richtig ausgefüllt sind, sodass der Kaffee an Bord eines Schiffes gehen und über die Grenze gebracht werden kann.  

Wir fühlen uns aber vielmehr wie ein Teil der Familie der Produzent:innen, denn wir kennen alle persönlich und trinken Kaffee mit ihnen. Natürlich sprechen wir auch über ihre verschiedenen Herausforderungen und Bedürfnisse und nicht nur über Kaffee. Nebenbei stellen wir auch die Verbindungen zwischen Produzent:innen und Klient:innen her und pflegen diese Kontakte. Aufgrund unserer Hintergründe und Arbeitserfahrungen haben wir einfach mehr Kontakte auf der anderen Seite des Kaffeegeschäfts und die wollen wir zugunsten der Farmer:innen nutzen. Letztendlich stellen wir sicher, dass auch mit dem Kaffee selbst alles stimmt, aber das definiert uns nicht unbedingt. Wir sind Teil dieses Dreiecks des Vertrauens und wir beschützen und erhalten dieses Dreieck für alle beteiligten Parteien.   
  

San José Collage
  Bilder von der Farm San José
 

Vielen Dank, Bridazul und besonders Tim Willems für diese spannenden Informationen und einen Einblick in eure tolle Arbeit bei Bridazul!  

  

Fotos: Tim Willems und Claudia Lovo/Bridazul 

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