We need to talk…
Ein Brief vom Eichhörnchen
Kaffee wird teurer. Aber warum ist das so?
Vor einigen Wochen hatten wir euch bereits darüber informiert, dass auch beim Eichhörnchen ein leichter Preisanstieg nicht vermeidbar ist und euch dafür um euer Verständnis gebeten. Wie versprochen folgt nun aber auch die ausführliche Erklärung. Die Gründe für den weltweiten Anstieg von Kaffeepreisen sind dann nämlich doch zu komplex, um sie in eine Instagram Caption packen zu können.
Ein Blick nach New York und London …
Einen enormen Einfluss auf die Preise von Rohkaffee weltweit haben die Kaffeebörsen in New York und London. Besonders die ICE (Intercontinental Exchange) in New York, an der Preise für Arabica Kaffee festgesetzt werden, dürfte hier bekannt sein. Die Kaffeebörse in London wiederum ist für Canephora zuständig. An diesen Börsen werden die Preise aktuell so hoch gehandelt, wie seit beinahe 50 Jahren nicht mehr! Grundlage des dort festgelegten Kaffeepreises sind schlichtweg Angebot und Nachfrage. Und die Nachfrage ist riesig. Dabei ist die Qualität der vielen verschiedenen Kaffees zunächst einmal nicht von Bedeutung, sondern in erster Linie, wie viel Arabica oder Robusta produziert werden können und wie viel weltweit konsumiert wird.
… und nach Brasilien
Brasilien ist der weltweit größte Kaffeeproduzent. Das zweite meist produzierende Land ist Vietnam und gemeinsam liefern die beiden “Kaffee-Giganten” rund 55% des global vorhandenen Rohkaffees. Dementsprechend riesig sind die Auswirkungen, die schlechte Ernte-Saisons in Brasilien auf den Kaffeepreis an der Börse und somit den ganzen Welthandel von Kaffee haben. Dürre, Schädlinge, veränderte Niederschläge - das alles hat zu großen Ernteverlusten in Brasilien geführt, und zwar nicht nur in dieser, sondern schon in der vorherigen Erntezeit. Auch in Vietnam sieht es nicht viel rosiger aus. Der Grund dafür ist zu erahnen. Der Klimawandel macht sich auch im deutlich erschwerten Anbau von Kaffee, besonders dem empfindlicheren Hochlandkaffee Arabica, bemerkbar und wird die Lage auch zukünftig noch weiter zuspitzen.
Weitere Faktoren
Als ob das nicht schon genug wäre, gibt es da die starke Inflation in vielen Ländern des Kaffeegürtels, die immer noch als Spätfolge von Corona eingestuft wird. Außerdem gibt es inzwischen Verordnungen und Vorgaben der EU, die Nachweise verlangen, dass Kaffee nicht auf neu entwaldeten Gebieten angebaut wurde. Obwohl diese bürokratischen Hürden den Handel mit Kaffee etwas komplizierter gestalten, ist der Schutz der Wälder aber natürlich ein positiver Aspekt! Des Weiteren entscheiden sich viele Reedereien aufgrund der Unruhen im Nahen Osten für Umwege und längere Routen, etwa um die übliche Route über den Suezkanal zu vermeiden. Längere Strecken bedeuten höhere Transportkosten, die auf den Kaffeepreis umgerechnet werden müssen.
Was bedeutet das für die Qualität von Kaffee?
Schlechte Ernten schlagen sich nicht nur in der Menge des produzierten Rohkaffees nieder, sondern auch in dessen Qualität. Für guten Rohkaffee bedarf es, vereinfacht dargestellt, spezifischer Kombinationen aus der richtigen Menge Niederschlag, Sonne und gutem, nährstoffreichem Boden. Was lange eine natürliche Gegebenheit in den Ländern des Kaffeegürtels war, ist dank des Klimawandels längst nicht mehr selbstverständlich. Bäume tragen weniger Kaffeekirschen und sogar, wenn diese vorhanden sind, sind sie unter Umständen so schlecht mit Nährstoffen versorgt worden, dass sich damit kein gutes Röst-Ergebnis erzielen lässt. Paradox ist, dass Brasilien zuletzt deutlich weniger Kaffee produziert hat, seinen Anteil am Weltmarkt aber immer weiter ausbaut. Umso mehr fallen die Entwicklungen in Brasilien für den weltweiten Kaffeemarkt ins Gewicht. Und tatsächlich stellt ein Qualitätsabfall für die Produzierenden im Moment nicht einmal ein allzu großes Problem dar. Die Nachfrage nach Kaffee ist so hoch und stetig wachsend, dass im Prinzip jeder Kaffee Abnehmer findet. Die Nachfrage ist größer als das Angebot, und davon profitieren endlich einmal auch die Richtigen.
Etwas Gutes hat das Ganze!
Nachdem Kaffee nun so lange durchweg viel zu günstig war und Farmer*innen ihre Produktionskosten oft kaum decken konnten, haben sie nun endlich Verhandlungsmacht und können sich die Abnehmer für ihren Rohkaffee aussuchen und den Preis entsprechend ihrer Bedürfnisse und des Preises bestimmen, den die Abnehmer bereit sind, zu zahlen. Pflücker*innen verlangen teils von selbst höhere Löhne, da auch ihnen bewusst ist, dass sich die Preise und Machtverhältnisse in der Welt des Kaffees gerade wandeln. Und das sind Entwicklungen, über die wir uns an dieser Stelle auch freuen dürfen - denn diese sind nur fair und längst überfällig.
Wie sieht die Zukunft von Kaffee aus?
Mit Blick auf den Klimawandel wird Kaffee in Zukunft eher noch teurer werden, aber gerade dann ist es umso wichtiger, auf hochwertigen und respektvoll gehandelten Kaffee zu setzen. Der Anbau des resistenteren Tieflandkaffees Canephora wird noch stärker in den Fokus rücken und größere Marktanteile einnehmen. Beim Anbau von Canephora ist auch der Einsatz von Maschinen leichter als beim höher wachsenden Arabica-Kaffee der Fall ist.
Natürlich sind preisbestimmende Faktoren wie Zölle, Währungsschwankungen und Politik immer im Wandel und können sich auch wieder auf begünstigende Weise ändern. Der aktuell bemerkbare Anstieg wird sich wieder einpendeln, doch es ist glücklicherweise sehr unwahrscheinlich, dass wir wieder in ein solches Preistief fallen werden, wie es lange der Fall war. Auch im Supermarkt wird Kaffee teurer werden bei tendenziell deutlich schlechter werdender Qualität.
Unsere Hoffnung hierbei ist, dass Konsument*innen sich in Zukunft noch mehr an sehr guter Qualität orientieren und sich für direkt gehandelten Specialty Coffee wie unseren bei Mókuska entscheiden. Wir müssen nicht im gleichen Maße prozentual unsere Preise erhöhen, aber der Qualitätsunterschied zu den gängigen Billig-Kaffees wird nur noch größer.